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6.2.5. Paketprioritäten verwalten

Einer der wichtigsten Aspekte bei der Konfiguration von APT ist die Verwaltung der Prioritäten, die jeder Paketquelle zugeordnet sind. Möchten Sie zum Beispiel eine stabile Distribution durch ein oder zwei neuere Pakete aus Testing, Unstable oder Experimental erweitern? Es ist möglich, jedem verfügbaren Paket eine Priorität zuzuweisen (dasselbe Paket kann mehrere Prioritäten haben, abhängig von seiner Version oder der Distribution, in der es vorkommt). Diese Prioritäten beeinflussen APTs Verhalten: Für jedes Paket wird die Version mit der höchsten Priorität ausgewählt (außer wenn diese Version älter ist, als die installierte und wenn ihre Priorität geringer als 1000 ist).
APT definiert verschiedene Standard-Prioritäten. Jede installierte Paketversion hat die Priorität 100. Eine nicht installierte Version erhält standardmäßig die Priorität 500, diese kann aber auf 990 angehoben werden, falls sie Teil der Ziel-Veröffentlichung ist (diese wird durch die Befehlszeilenoption -t oder die Konfigurationsanweisung APT::Target-Release festgelegt).
Sie können die Prioritäten ändern, indem Sie der Datei /etc/apt/preferences Einträge mit den Namen der betroffenen Pakete, ihrer Version und Herkunft, sowie ihrer neuen Priorität hinzufügen.
APT installiert keine ältere Version eines Pakets (das heißt, ein Paket, dessen Versionsnummer niedriger ist als die des gegenwärtig installierten Paketes), außer wenn deren Priorität höher als 1000 ist. APT installiert immer das Paket mit der höchsten Priorität, das dieser Bedingung entspricht. Falls zwei Pakete dieselbe Priorität haben, installiert APT das neuere (das, mit der höheren Versionsnummer). Falls zwei Pakete mit der derselben Version und derselben Priorität, unterschiedlichen Inhalt haben, installiert APT die Version, die nicht installiert ist. (Diese Regel wurde entworfen, um den Fall einer Paket-Aktualisierung ohne die eigentlich nötige Erhöhung der Revisionsnummer abzudecken.)
Konkret wird ein Paket mit einer Priorität kleiner als 0 niemals installiert. Ein Paket mit einer Priorität zwischen 0 und 100 wird nur dann installiert, wenn keine andere Version des Pakets bereits installiert ist. Bei einer Priorität zwischen 100 und 500 wird das Paket nur dann installiert, wenn keine neuere Version installiert oder in einer anderen Distribution verfügbar ist. Zwischen einer Priorität von 500 und 990 wird ein Paket nur dann installiert, wenn keine neuere Version installiert oder in der Zieldistribution verfügbar ist. Liegt die Priorität zwischen 990 und 1000 wird das Paket nur dann installiert, wenn keine neuere Version installiert ist. Mit einer Priorität größer 1000 wird das Paket in jedem Fall installiert, selbst wenn dies APT zu einem Downgrade auf eine ältere Version zwingt.
Wenn APT /etc/apt/preferences prüft, betrachtet es zuerst die spezifischsten Einträge (oftmals die Einträge, die das betreffende Paket beschreiben) und die allgemeineren (dies beinhaltet beispielsweise alle Pakete einer Distribution). Wenn mehrere allgemeine Einträge existieren, wird der erste Treffer genutzt. Die zur Verfügung stehenden Auswahlkriterien umfassen den Paketnamen und die zur Verfügung stellenden Quelle. Jede Paketquelle wird durch die Informationen in einer Release-Datei beschrieben, die APT zusammen mit den Packages.gz-Dateien herunter lädt. Sie umfasst die Herkunft (bei Paketen der offiziellen Spiegel normalerweise "Debian", es können aber auch Personen- oder Organisationsnamen sein, falls es sich um Paketdepots Dritter handelt) und den Distributionsnamen (normalerweise Stable, Testing, Unstable oder Experimental bei den Debian von bereitgestellten Standarddistributionen) zusammen mit der Version (zum Beispiel 5.0 für Debian Lenny). Betrachten wir die Syntax und Mechanismus anhand einiger Praxisbeispiele.
Angenommen, Sie wollen nur Pakete aus der stable-Version von Debian verwenden. Pakete anderer Versionen sollen nicht installiert werden, es sei denn, dies wird explizit gewünscht. In dem Falle können Sie folgenden Eintrag in der Datei /etc/apt/preferences vornehmen:
Package: *
Pin: release a=stable
Pin-Priority: 900

Package: *
Pin: release o=Debian
Pin-Priority: -10
a=stable bestimmt den Namen der ausgewählten Distribution. o=Debian beschränkt den Umfang auf Pakete mit der Herkunft "Debian".
Lassen Sie uns nun annehmen, die besäßen einen Server mit lokalen Programmen, die Perl in der Version 5.10 benötigen und Sie wollen sicherstellen, das Aktualisierungen keine neuere Version installieren. Sie könnten folgenden Eintrag benutzen:
Package: perl
Pin: version 5.10*
Pin-Priority: 1001
Die Referenzdokumentation für diese Konfigurationsdatei finden Sie auf der Handbuchseite apt_preferences(5), die Sie mit man apt_preferences anzeigen lassen können.