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Kapitel 15. Ein Debian-Paket erstellen

15.1. Ein Paket aus seinen Quellen neu erstellen
15.1.1. Die Quellen besorgen
15.1.2. Änderungen vornehmen
15.1.3. Die Neuerstellung beginnen
15.2. Ihr erstes Paket erstellen
15.2.1. Meta-Pakete oder vorgetäuschte Pakete
15.2.2. Einfaches Dateiarchiv
15.3. Ein Paket-Depot für APT erstellen
15.4. Paketbetreuer werden
15.4.1. Lernen Pakete zu erstellen
15.4.2. Annahmeverfahren
Für einen Administrator, der regelmäßig mit Debian-Paketen umgeht, ist es durchaus normal, dass er eines Tages das Bedürfnis hat, seine eigenen Pakete zu erstellen oder ein vorhandenes Paket zu ändern. In diesem Kapitel sollen die häufigsten Fragen zu diesem Thema beantwortet und die Komponenten vorgestellt werden, die erforderlich sind, um die Vorteile der Debian-Infrastruktur möglichst gut zu nutzen. Mit etwas Glück könnten Sie, nachdem Sie sich an lokalen Paketen versucht haben, sogar das Bedürfnis verspüren, weiter zu gehen und sich am Debian-Projekt selbst zu beteiligen!

15.1. Ein Paket aus seinen Quellen neu erstellen

Unter verschiedenen Umständen ist es erforderlich, ein Binärpaket neu zu erstellen. In manchen Fällen benötigt der Administrator eine Programmfunktion, für die das Programm mit einer bestimmten Kompilierungsoption aus den Quellen kompiliert werden muss; in anderen Fällen ist das Programm, das in der installierten Debian-Version gebündelt ist, nicht aktuell genug. Im zweiten Fall erstellt der Administrator gewöhnlich ein aktuelleres Paket aus einer neueren Debian-Version wie zum Beispiel Testing oder sogar Unstable, so dass dieses neue Paket dann in seiner Stable-Distribution läuft; dieser Vorgang wird „Backporting“ genannt. Wie immer sollte man, bevor man eine solche Aufgabe beginnt, überprüfen, ob sie nicht bereits erledigt worden ist. Ein kurzer Blick auf den Debian Package Tracker für das Paket sollte diese Information liefern.

15.1.1. Die Quellen besorgen

Rebuilding a Debian package starts with getting its source code. The easiest way is to use the apt-get source source-package-name command. This command requires a deb-src line in the /etc/apt/sources.list file, and up-to-date index files (i.e. apt-get update). These conditions should already be met if you followed the instructions from the chapter dealing with APT configuration (see Abschnitt 6.1, „Befüllen der sources.list Datei“). Note, however, that you will be downloading the source packages from the Debian version mentioned in the deb-src line. If you need another version, you may need to download it manually from a Debian mirror or from the web site. This involves fetching two or three files (with extensions *.dsc — for Debian Source Control*.tar.comp, and sometimes *.diff.gz or *.debian.tar.compcomp taking one value among gz, bz2 or xz depending on the compression tool in use), then run the dpkg-source -x file.dsc command. If the *.dsc file is directly accessible at a given URL, there is an even simpler way to fetch it all, with the dget URL command. This command (which can be found in the devscripts package) fetches the *.dsc file at the given address, then analyzes its contents, and automatically fetches the file or files referenced within. Once everything has been downloaded, it verifies the integrity of the downloaded source packages using dscverify, and it extracts the source package (unless the -d or --download-only option is used). The Debian keyring is needed, unless the option -u is supplied.

15.1.2. Änderungen vornehmen

Let us use the samba package as an example.
$ apt source samba
Reading package lists... Done
NOTICE: 'samba' packaging is maintained in the 'Git' version control system at:
https://salsa.debian.org/samba-team/samba.git
Please use:
git clone https://salsa.debian.org/samba-team/samba.git
to retrieve the latest (possibly unreleased) updates to the package.
Need to get 11.7 MB of source archives.
Get:1 http://security.debian.org/debian-security buster/updates/main samba 2:4.9.5+dfsg-5+deb10u1 (dsc) [4,316 B]
Get:2 http://security.debian.org/debian-security buster/updates/main samba 2:4.9.5+dfsg-5+deb10u1 (tar) [11.4 MB]
Get:3 http://security.debian.org/debian-security buster/updates/main samba 2:4.9.5+dfsg-5+deb10u1 (diff) [252 kB]
Fetched 11.7 MB in 1s (9,505 kB/s)
dpkg-source: info: extracting samba in samba-4.9.5+dfsg
dpkg-source: info: unpacking samba_4.9.5+dfsg.orig.tar.xz
dpkg-source: info: unpacking samba_4.9.5+dfsg-5+deb10u1.debian.tar.xz
dpkg-source: info: using patch list from debian/patches/series
dpkg-source: info: applying 07_private_lib
dpkg-source: info: applying bug_221618_precise-64bit-prototype.patch
[...]
The source of the package is now available in a directory named after the source package and its version (samba-4.9.5+dfsg); this is where we'll work on our local changes.
The first thing to do is to change the package version number, so that the rebuilt packages can be distinguished from the original packages provided by Debian. Assuming the current version is 2:4.9.5+dfsg-5, we can create version 2:4.9.5+dfsg-5falcot1, which clearly indicates the origin of the package. This makes the package version number higher than the one provided by Debian, so that the package will easily install as an update to the original package. Such a change is best effected with the dch command (Debian CHangelog) from the devscripts package.
$ cd samba-4.9.5+dfsg
$ dch --local falcot
The last command invokes a text editor (sensible-editor — this should be your favorite editor if it is mentioned in the VISUAL or EDITOR environment variables, and the default editor otherwise) to allow documenting the differences brought by this rebuild. This editor shows us that dch really did change the debian/changelog file.
Wenn die Erstellungsoptionen geändert werden müssen, werden diese Änderungen in der Datei debian/rules vorgenommen, die die Schritte des Erstellungsprozesses steuert. In den einfachsten Fällen sind die Zeilen, die die anfängliche Konfiguration ((./configure …) oder die tatsächliche Erstellung ($(MAKE) … oder make …) betreffen, leicht zu finden. Falls diese Befehle nicht ausdrücklich aufgerufen werden, sind sie möglicherweise ein Nebeneffekt eines anderen ausdrücklichen Befehls. In diesem Fall sehen Sie bitte in dessen Dokumentation nach, um mehr darüber herauszufinden, wie das voreingestellte Verhalten geändert werden kann. Verwenden Pakete den dh Befehl, müssen Sie gegebenenfalls ein Override für die dh_auto_configure oder dh_auto_build Befehle erstellen (siehe auch die zugehörigen Manual Pages für eine Erläuterung).
Je nach den vor Ort vorgenommenen Veränderungen der Pakete kann auch eine Aktualisierung der Datei debian/control, die eine Beschreibung der erzeugten Pakete enthält, erforderlich sein. Diese Datei enthält insbesondere Build-Depends-Zeilen, die die Liste der Abhängigkeiten überwachen, die zum Zeitpunkt der Paketerstellung erfüllt sein müssen. Sie beziehen sich häufig auf Versionen von Paketen, die in der Distribution enthalten sind, aus der das Quellpaket stammt, jedoch in der Distribution, die für die Neuerstellung verwendet wird, möglicherweise nicht vorhanden sind. Es gibt kein automatisches Verfahren um herauszufinden, ob eine Abhängigkeit tatsächlich besteht, oder ob sie nur angegeben wird, um sicherzustellen, dass die Neuerstellung nur mit der jüngsten Version einer Programmbibliothek unternommen wird - dies ist die einzig verfügbare Möglichkeit, einen Autobuilder dazu zu zwingen, während einer Neuerstellung eine bestimmte Paketversion zu verwenden. Aus diesem Grund benutzen Debian-Betreuer häufig streng versionierte Erstellungsabhängigkeiten.
Wenn Sie mit Sicherheit wissen, dass diese Erstellungsabhängigkeiten zu streng sind, haben Sie die Wahl, sie vor Ort zu lockern. Die Lektüre der Dateien, die den normalen Weg zur Erstellung des Programms dokumentieren - diese Dateien sind häufig INSTALL benannt - hilft Ihnen, die passenden Abhängigkeiten herauszufinden. Idealerweise sollten alle Abhängigkeiten durch die Distribution, die für die Neuerstellung verwendet wird, erfüllt werden. Wenn dies nicht der Fall ist, beginnt ein rekursiver Prozess, bei dem die im Build-Depends-Feld genannten Pakete zurückportiert werden müssen, bevor es das Zielpaket kann. Es kann sein, dass einige Pakete nicht zurückportiert werden müssen und während des Erstellungsprozesses in ihrem gegenwärtigen Zustand installiert werden können (ein namhaftes Beispiel ist debhelper). Beachten Sie, dass der Prozess des Zurückportierens sehr schnell kompliziert werden kann, wenn Sie nicht aufpassen. Daher sollten Zurückportierungen so gering wie möglich gehalten werden.

15.1.3. Die Neuerstellung beginnen

Wenn alle erforderlichen Veränderungen auf die Quellen angewendet worden sind, können wir damit beginnen, das eigentliche Binärpaket (die .deb-Datei) zu erstellen. Der gesamte Prozess wird durch den Befehl dpkg-buildpackage gesteuert.

Beispiel 15.1. Ein Paket neu erstellen

$ dpkg-buildpackage -us -uc
[...]
Der oben stehende Befehl kann scheitern, wenn die Build-Depends-Felder nicht aktualisiert worden sind, oder wenn die dazugehörigen Pakete nicht installiert sind. In diesem Fall ist es möglich, diese Kontrolle außer Kraft zu setzen, indem die Option -d an dpkg-buildpackage gegeben wird. Das ausdrückliche Ignorieren dieser Abhängigkeiten erhöht jedoch das Risiko, dass der Erstellungsprozess in einem späteren Stadium scheitert. Oder schlimmer noch, das Paket wird scheinbar richtig erstellt, läuft aber nicht ordnungsgemäß: einige Programme deaktivieren automatisch einige ihrer Leistungsmerkmale, wenn eine erforderliche Bibliothek zum Zeitpunkt der Erstellung nicht verfügbar ist.
In den meisten Fällen benutzen Debian-Entwickler ein übergeordnetes Programm, wie zum Beispiel debuild; dieses führt dpkg-buildpackage wie üblich aus, fügt aber den Aufruf eines Programms hinzu, das zahlreiche Tests ausführt, um das erstellte Paket im Hinblick auf das Debian-Regelwerk zu überprüfen. Dieses Skript bereinigt auch die Umgebung, so dass lokale Umgebungsvariablen die Paketerstellung nicht „verschmutzen“. Der Befehl debuild ist eines der Hilfsprogramme in der devscripts-Suite, die eine gewisse Konsistenz und Konfiguration gemeinsam haben und so die Aufgabe des Betreuers einfacher machen.