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8.10. Einen Kernel kompilieren

Die von Debian bereitgestellten Kernel umfassen die größtmögliche Anzahl an Leistungsmerkmalen wie auch ein Maximum an Treibern, um ein möglichst breites Spektrum der existierenden Hardware-Konfigurationen abzudecken. Daher ziehen es einige Anwender vor, den Kernel neu zu kompilieren, um so genau nur das einzuschließen, was sie wirklich brauchen. Es gibt zwei Gründe für diese Entscheidung. Zum einen kann es darum gehen, den Speicherverbrauch zu optimieren, da der Kernelcode, selbst wenn er niemals gebraucht wird, unnötig Speicher belegt (und niemals in den Swap „hinuntergeht“, da es wirkliches RAM ist, das er benutzt), wodurch sich die Gesamtleistung des Systems verringern kann. Ein lokal kompilierter Kernel kann außerdem das Risiko von Sicherheitsproblemen reduzieren, da nur ein Bruchteil des Kernelcodes kompiliert wird und läuft.
Eine Rekompilierung des Kernels ist auch erforderlich, wenn Sie bestimmte Leistungsmerkmale verwenden möchten, die nur als Patches zur Verfügung stehen (und nicht in der Standardversion des Kernels enthalten sind).

8.10.1. Einführung und Voraussetzungen

Debian verwaltet den Kernel in Form eines Pakets, was nicht der Art entspricht, wie Kernel traditionell kompiliert und installiert wurden. Deshalb sind zu diesem Zweck besondere Hilfsprogramme entwickelt worden. Sie ermöglichen es, aus den Quellen des Linux-Kernels auf einfache Weise ein Debian-Paket zu erstellen, wobei im Verlauf dieses Prozesses möglicherweise zusätzliche Patches hinzugefügt werden. Da der Kernel unter der Kontrolle des Paketierungssystems verbleibt, kann er dann sauber entfernt oder auf mehreren Rechnern eingesetzt werden. Außerdem automatisieren die zu diesen Paketen gehörigen Skripten die Interaktion mit dem Boot-Loader.
Um einen Linux-Kernel auf die bei Debian übliche Weise zu kompilieren, benötigen Sie die im Paket kernel-package enthaltenen Hilfsprogramme. Außerdem erfordert der Konfigurierungsschritt für den Kernel das Paket libncurses5-dev. Und schließlich ermöglicht das Paket fakeroot die Erstellung des Debian-Pakets, ohne dabei Administratorrechte zu verwenden.