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B.4.4. Prozesse verwalten

Ein Prozess führt ein Programm aus. Dies erfordert Speicherplatz, um sowohl das Programm selbst als auch seine Betriebsdaten zu speichern. Es ist die Aufgabe des Kernels, sie zu erzeugen und zu verfolgen. Wenn ein Programm läuft, reserviert der Kernel zunächst Speicherplatz, lädt dann den ausführbaren Code aus dem Dateisystem in den Speicher und beginnt schließlich, den Code auszuführen. Er hält Informationen über diesen Prozess bereit, von denen die am leichtesten erkennbare eine Identifikationsnummer namens pid (process identifier) ist.
Unix-artige Kernel (einschließlich Linux) sind, wie die meisten anderen modernen Betriebssysteme, fähig, im „Mehrprozessbetrieb“ zu laufen. Mit anderen Worten ermöglichen sie die Ausführung zahlreicher Prozesse „zur gleichen Zeit“. In Wirklichkeit läuft zu einem bestimmten Zeitpunkt immer nur ein Prozess, aber der Kernel teilt die Zeit in kleine Abschnitte auf und führt reihum jeden Prozess aus. Da diese Zeitabschnitte sehr kurz sind (im Bereich von Tausendstelsekunden), entsteht die Illusion, dass die Prozesse parallel laufen, obwohl sie jeweils nur während bestimmter Zeitabschnitte aktiv sind und im übrigen untätig. Die Aufgabe des Kernels besteht darin, seinen Zeitplanungsmechanismus so anzupassen, dass diese Illusion erhalten bleibt, und gleichzeitig die allgemeine Systemleistung maximiert wird. Wenn die Zeitabschnitte zu lang sind, könnte es der Anwendung an Wendigkeit und Interaktivität mit dem Benutzer mangeln. Zu kurz, und das System verliert Zeit durch zu häufiges Umschalten zwischen den Aufgaben. Diese Entscheidungen können mithilfe von Prozessprioritäten optimiert werden. Prozesse mit hoher Priorität laufen länger und häufiger als Prozesse mit niedriger Priorität.
Natürlich ermöglicht der Kernel es auch, mehrere unabhängige Instanzen desselben Programms auszuführen. Jedoch kann jede von ihnen nur auf ihre eigenen Zeitabschnitte und ihren eigenen Speicherplatz zugreifen. Ihre Daten bleiben daher voneinander unabhängig.